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Sport als wichtiges Instrument der Partizipation und Entfaltung für junge Migranten und UMA

Sport gilt als attraktive Aktivität, die junge Menschen begeistern kann. Die Felderfahrung zeigt, dass Sportaktivitäten für Jugendliche zugänglich und diese oft motiviert sind, daran teilzunehmen. Über den rein spielerischen und physischen Charakter hinaus ist Sport aber auch ein wichtiges Instrument der Partizipation und persönlichen Entfaltung junger Menschen.

 

Die Bedeutung der Partizipation bei der Überwindung von Schwierigkeiten  

Die Partizipation von Jugendlichen ist ein grundlegender Bestandteil für ihre persönliche Wiederherstellung. Laut Maria Bray[1], Spezialistin für psychosoziale Betreuung bei Terre des hommes – Kinderhilfe, ist die Partizipation ein Schlüssel für jede Person, die in ihrem Leben bedeutende Veränderungen erfahren hat. Sie erlaubt, ein Gefühl der Kontrolle zurückzuerlangen und bei Stress, der durch eine Situationsänderung entstanden ist, erste Erleichterung zu verschaffen. Über die psychologische Erleichterung hinaus ermöglicht die Partizipation, das Sicherheits- und Stabilitätsgefühl zu konsolidieren, eine wichtige Voraussetzung für die persönliche Entfaltung und die Überwindung von Traumata. Die Partizipation von Jugendlichen ist zudem ein Grundrecht, das von Artikel 12 der Kinderrechtskonvention gewährt wird, die die Schweiz vor 20 Jahren ratifiziert hat.

Sport als Instrument der Partizipation und persönlichen Entwicklung…  

Unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA) und jungen Migranten ermöglichen, einen Moment lang ihre Migrationserfahrung zu vergessen, ihnen Raum geben, sich auszutoben und in der Lage zu sein, innerhalb einer Gruppe einen Platz einzunehmen – all das ermöglicht Sport als Instrument der Partizipation.

Die mit Hilfe des Sports vom Jugendlichen entwickelten persönlichen und kollektiven Kompetenzen führen dank dem Erwerb von Kompetenzen für das Leben und das Zusammenleben zu einem besseren psychosozialen Befinden in Bezug auf das emotionale und soziale Befinden[2]. Sport hilft Jugendlichen zum Beispiel, ihren Platz innerhalb einer Gruppe zu finden, Selbstkontrolle auszuüben und eine grössere Stabilität zu empfinden, das heisst eine grössere Sicherheit in ihrem Alltag. Maria Bray hält fest, dass Sportaktivitäten gute Vorreiter für eine weiterreichende Partizipation des Jugendlichen in anderen Bereichen sind: «Dem Jugendlichen gelingt es, wieder Selbstvertrauen zu gewinnen, wieder an seine Fähigkeiten zu glauben. Dies ermöglicht eine Stärkung des Zusammenhalts mit Gleichaltrigen, er fühlt sich einer Gruppe zugehörig. All das hat reale Auswirkungen auf seine persönliche Positionierung und begünstigt, dass es der Jugendliche eher wagen wird, seine Meinung zu sagen, wenn man ihm etwas vorschlägt, sich auszudrücken, denn er wird es eher gewohnt sein, anderen gegenüberzustehen, und wird mit Hilfe des Sports seinen Platz innerhalb der Gruppe einnehmen.»[3]

… und der gesellschaftlichen Anerkennung  

Sport besitzt eine offensichtliche Funktion für die soziale Kohäsion und die Inklusion, weil er Unterschiede überwindet. Diese Funktion ist auch auf das positive Image des Sports zurückzuführen. In allen wie auch immer gearteten Gesellschaften[4] sind die sozialen Repräsentationen in Verbindung mit dem Sport sehr positiv konnotiert und werden oft mit Begriffen wie Leistung, Disziplin, Teamgeist und guter Gesundheit in Zusammenhang gebracht.[5] Da Sport positive Gefühle hervorruft, begünstigt er die Anerkennung des Jugendlichen durch die Gesellschaft. Dieses positive Image neigt dazu, auf den Jugendlichen überzugehen und wirkt sich auf diesen günstig aus, so dass er sich besser akzeptiert fühlt und sein Selbstvertrauen entwickelt.

In der Schweiz sind die positiven Auswirkungen von Sport auf die Integration seit vielen Jahren bekannt.[6] Initiativen, die Partizipation von UMA und jungen Migranten namentlich durch Sport zu begünstigen, werden auf der kantonalen oder lokalen Ebene umgesetzt. Ein Beispiel dafür sind die Sportförderung durch den Kanton Waadt[7], vom Roten Kreuz in den Kantonen Zürich und Aargau organisierte Sportanlässe, das Projekt Pass’Sport Ingration von Caritas Neuchâtel[8], die Austauschmöglichkeiten und die verschiedenen Sportkurse des Zürcher Vereins Sportegration[9] oder die Hervorhebung der integrativen Funktion des Sports durch die SFH am Flüchtlingstag[10].

Die Partizipation junger Migranten durch Sport erlaubt auch, die von der Kinderrechtskonvention (KRK) garantierten Rechte umzusetzen. Dank Sport erhalten junge Migranten und UMA Instrumente, um ihr Recht auf das erreichbare Höchstmass an Gesundheit zu verwirklichen (Art. 24 § 1 KRK), nach besonders belastenden Migrationserfahrungen von Massnahmen für die Genesung und soziale Wiedereingliederung zu profitieren (Art. 39 KRK), ihr Recht auf Ruhe und Freizeit (Art. 31 KRK) geltend zu machen und zu erreichen, dass das Wohl des Kinders vorrangig ist (Art. 3 § 3 KRK die Gesundheit betreffend). Angesichts der positiven Aspekte des Sports für die Partizipation von Jugendlichen und für ihre persönliche Entwicklung wird die Umsetzung von Sportprojekten für junge Migranten und UMA von der ADEM sehr stark befürwortet.

Artikel von Lorène Métral (Tdh) für die ADEM

01.09.2017

[1] Gespräch mit Maria Bray, Spezialistin für psychosoziale Betreuung (Tdh), vom 14.06.2017.

[2] B. D. Kirkcaldy, R. J. Shephard, R. G. Siefen (2002). The relationship between physical activity and self-image and problem behaviour among adolescents. Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol; 37(11): 544–550. doi: 10.1007/s00127-002-0554-7

[3] Gespräch mit Maria Bray, Spezialistin für psychosoziale Betreuung (Tdh), vom 14.06.2017.

[4] Lacassagne, M., Bouchet, P., Weiss, K. & Jebrane, A. (2004). Analyse comparative des représentations sociales du sport en France et au Maroc : valeurs modernes et post-modernes chez des étudiants en sciences du sport. Staps, no 65,(3), 97-109. doi:10.3917/sta.065.0097.

[5] Ibid. Unesco. Zur Erziehung für die Werte des Sports, siehe: http://www.unesco.org/new/fr/social-and-human-sciences/themes/physical-education-and-sport/values-education-through-sport/

6] https://www.reiso.org/articles/themes/migrations/445-jouer-au-foot-pour-reduire-ses-vulnerabilites

[7] Bureau cantonal pour l’intégration des étrangers et la prévention du racisme (BCI). Intégration Info n°40, 2013 : http://www.vd.ch/fileadmin/user_upload/organisation/dire/spop/fichiers_pdf/Integration_info_40_20131025.pdf

[8] http://www.caritas-neuchatel.ch/cm_data/Communiqu_de_presse_PassSport_Intgration.pdf

[9] Der Verein Sportegration bietet in der Stadt Zürich Möglichkeiten für Austausch und Partizipation durch Sport. http://www.sportegration.ch/index.php/de/

[10] Am Flüchtlingstag 2016 haben die SFH und ihre Partner eine Veranstaltung rund um die integrative Funktion des Sports organisiert. Siehe dazu: https://www.together2016.ch/de